Kinderhilfe in Kambodscha e.V.
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Reisebericht 9: Blog eines DRK Weltwärts Freiwilligenhelfer der S.C.A.O. / Kinderhilfe in Kambodscha,e.V.: 

 http://juliusinpp.wordpress.com/


Reisebericht 8: Erfahrungsbericht von Garbiele Ruf-Zoratti-hier als PDF (mit Fotos)Volunteer Bericht Gabriele Ruf-Zoratti

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Viel Freude in Kambodscha

Nachdem ich beschloss in der Entwicklungshilfe als Lehrerin tätig zu werden, suchte ich mir ein Projekt, das eine kleine Organisation auf die Beine gestellt hatte. So kam ich auf die „Kinderhilfe in Kambodscha“ und auf die „SCAO“. Mein Entschluss nach Phnom Penh zu fliegen und dort beim Aufbau der Organisation einer neuen Schule mitzuhelfen, in der Englisch unterrichtet werden sollte, war rasch gefasst. So flog ich am 29. September 2011 mit Unterrichtsmaterialien im Gepäck, alten Laptops und Spendengeldern nach Phnom Penh, um dort die Kinder mit den nötigsten Utensilien für die Schule versorgen zu können. Der Geldbetrag reichte aus, um für 260 Kinder 1 kleine Packung Buntstifte, 1 Bleistift, 1 Spitzer, 1 Lineal und 1 Heft kaufen zu können, die größeren Schüler konnten Wörterbücher bekommen. Viele von den Kindern besaßen noch nie eigenes Schreibzeug und teilten sogar manchmal 1 Schulheft mit Geschwistern.

In einem kleinen Dorf, ca. 20km nördlich von der Hauptstadt entfernt, wartete viel Arbeit auf mich. Die „Neue Schule“ war ein aus Spendengeldern erbautes Gebäude, in dem vorerst vier Volunteers und ich die Aufgabe hatten, 300 Kindern, häufig sogar mehr, in zwei Klassenräumen Englischunterricht zu erteilen. Die Menschen in Kambodscha wissen:
Englisch = Chance = Zukunft
Vorerst galt es jedoch die Schüler, je nach Alter und Englischkenntnissen in Gruppen einzuteilen, einen Stundenplan zu erstellen, die „Lehrer“ zuzuordnen und sich vor allem Gedanken über den Stoff und wie dieser vermittelt werden kann, zu machen.

Jede Gruppe kam täglich zu einer Englischstunde. Oft waren bis zu 50 fröhlich lachende Kinder im Alter von 4-7 Jahren in „meiner Klasse“, ich kümmerte mich um die Jüngsten.

Da war was los! Doch noch nie zuvor erlebte ich soviel an Neugier, Frohsinn und Lernfreude. Die größte Herausforderung war die Verständigung zwischen den Kindern und mir. Glücklicherweise hatte ich durch Soavandred eine große Hilfe, er nahm die Rolle des Dolmetschers ein und war so eine enorme Unterstützung. Ich konnte die kambodschanische Sprache ‚Khmer’ nicht und die Kinder sprachen kein Wort Englisch, die meisten von meiner Klasse konnten auf Grund ihres Alters auch noch nicht schreiben oder lesen. Aber wir hatten viel Spaß zusammen und freudig nahmen sie alles auf, was ich ihnen zu vermitteln versuchte. Der Schulbesuch gefiel ihnen und jeden Tag kamen neue Lernfreudige dazu. Nach einigen Wochen waren die meisten von ihnen bereits imstande Buchstaben und kurze Wörter in Englisch zu lesen und Farben sowie Zahlen in englischer Sprache zu benennen. Von nun an wurde es leichter.

Eine weitere Aufgabe sah ich darin, den Volunteers in ihrem Unterricht behilflich zu sein. Justus, Imke, Jonas und Aviv hatten selbst noch keine Lehrerfahrung, brachten aber ein hohes Maß an Motivation und Einsatzbereitschaft mit. So ging ich täglich in ihre Unterrichtstunden und zeigte den Freiwilligenhelfern viele Tipps und Tricks, Spiele und Übungen, die allen Kindern Spaß bereiten und Lernen leichter machen. Oft setzten wir uns am Abend, gemeinsam mit unzähligen Mücken, Geckos und anderem Getier zusammen, um verschiedene Unterrichtsmethoden zu besprechen, Schwerpunkte herauszuarbeiten, Wochenpläne zu erstellen, Lernmaterialien zu kreieren, Lernstoff auszuwählen, Stundenvorbereitungen zu gestalten, und und und… .

Doch es galt nicht nur die englische Sprache zu vermitteln, großes Augenmerk warf ich auch auf andere wesentliche Details, die die neue Generation von Kambodscha im späteren Berufsleben dringend benötigen: Grüßen, Sauberkeit der Hände, Ordnung halten und Pünktlichkeit standen für mich bei den Kleinen ebenso am Tagesplan.

Bereits während des Rückflugs nach 6 Wochen Aufenthalt, war ich fest entschlossen zu Hause abermals Spendengelder zu sammeln und den Betrag so rasch als möglich nach Kambodscha zu bringen, um den Kindern in der „Alten Schule“ ebenfalls eine Mappe mit den notwendigsten Schulsachen überreichen zu können. Drei Monate später war es soweit. Gemeinsam mit meinem Enkel Jakob konnte ich vor Ort, Dank zahlreicher Geldspenden von zu Hause, für weitere 270 Kinder Schulsachen einkaufen. 2 Laptops waren ebenfalls wieder im Gepäck und das Jahresgehalt für einen Lehrer und Lehrmaterialien gingen sich auch noch aus.

Ich wünsche mir sehr, noch oft nach Phnom Penh fliegen zu können, um dort möglichst vielen Menschen Bildung und Wissen zukommen zu lassen und ihnen dadurch Chancen und Möglichkeiten für eine bessere Zukunft zu bieten.

Gabriele
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Reisebericht 7: Erfahrungsbericht von Britta[spoiler effect=“simple“ show=“Weiterlesen“ hide=“Schliessen“]

Ich heiße Britta, bin 26 Jahre alt und habe Grundschullehramt studiert. Nach einer sechswöchigen Reise durch Südostasien im Frühjahr 2011, habe ich gemeinsam mit einer Freundin knapp zwei Monate bei der S.C.A.O. verbracht. Es ist wirklich bemerkenswert, was dort von Mr. Samith und vielen Mithelfern mit einer unvergleichlichen Leidenschaft auf die Beine gestellt wurde. Meine Freundin und ich haben die Hälfte der Zeit im Kinderheim gewohnt und die andere Hälfte in einem Gästehaus in Phnom Penh. Die gesamte Zeit war einfach nur ein einzigartiges Erlebnis.

Nach der langen Reisezeit, tat es gut, sich irgendwo niederzulassen und am Leben der Einheimischen teilhaben zu können. Das war tatsächlich nochmal etwas ganz anderes, als „nur“ als Tourist in einem fremden Land unterwegs zu sein. Wir sind zur S.C.A.O. gekommen und hatten keine Ahnung, was uns erwarten würde. Jede Sorge war jedoch unbegründet. Alle, ob Kinder oder Erwachsene, haben uns so aufgenommen, dass wir uns willkommen gefühlt haben. Wie selbstverständlich wurde alles geteilt, ob der kleine, einfacher Wohnraum oder die Mahlzeiten. Ich muss sagen, man konnte den Kindern anmerken, dass sie das stetige Kommen und Gehen der Volontäre aus der ganzen Welt gewohnt sind und dementsprechend „professionell“ sind sie damit umgegangen.

Außerhalb der Unterrichtsstunden konnten wir unsere Zeit flexibel gestalten und in die Stadt fahren oder im  Center bleiben. Der Englischunterricht hat Spaß gemacht, obwohl die wahnsinnige Hitze (wir waren im heißesten Jahresabschnitt dort) gerade zur Mittagszeit oft zum Härtetest wurde. Aber es war toll, die zahlreichen und so unterschiedlichen Kinder und Jugendlichen aus dem Dorf kennenzulernen, die viel Motivation mitbrachten. Auch das Zusammenleben bzw. Zusammenarbeiten mit anderen Volontären war eine schöne Erfahrung, da so viele verschiedene Typen aufeinander getroffen sind. Sicher, viele Denk- und Lebensweisen in Kambodscha sind einfach komplett anders als die uns vertrauten und können sich anfangs seltsam und unnachvollziehbar anfühlen. Aber wenn man offen ist, ist gerade dieser Kontrast besonders interessant und reizvoll.

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Reisebericht 6: Clare and Wills travel to Asia – Read about their experiences here.


Reisebericht 5: Kinderhilfe in Kambodscha e.V.  –  Spendenübergabe im S.C.A.O.
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„Is that the bus to Trat?” “Yes, Yes!“
Und schon waren wir verloren im Norden Thailand, obwohl wir doch in den Süden wollten….
Mein Mann und ich waren mit mit zwei riesigen Rucksäcken, unseren beiden Kindern (2 und 5 Jahre), meinem Vater und meiner Schwester auf dem Weg von Bangkok nach Kambodscha, um dort ein Waisenhaus zu besuchen.

Seit 2 Jahren unterstützen wir mit unserem Verein „Kinderhilfe in Kambodscha e.V“. diese Einrichtung und wollten die Kinder und die Leitung nun endlich kennenlernen. Über den Süden wollten wir starten, erstmal am Meer ausspannen und dann die Reise über den Dschungel, Phnom Penh und Angkor Wat fortführen. Unser Fehlstart bescherte uns einen Umweg von ca 8 Stunden Busfahrt (zwei davon im Stehen) und einer einstündigen Fahrt auf der Ladefläche eines Pickups, bis wir endlich am südlichen Grenzübergang waren. Schon an der Grenze wird ganz klar, dass Kambodscha nicht mit Thailand zu vergleichen ist. Die Menschen sind ärmlich gekleidet, Autos gibt es kaum und das bevorzugte Verkehrsmittel sind Mofas.

Auffällig ist aber auch das Lächeln in den Gesichtern der Menschen- insbesondere in den Gesichtern der Kinder. Da wir viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisten, mit dem Fahrrad und Minibussen unterwegs waren konnten wir zumindest ein bischen am Leben der Kambodschaner teilhaben. Wir besuchten eine Schule und ein Kinderhilfsprojekt und waren mit Nele und Ole, die beide blond sind, stets umringt von Kindern, die uns strahlend und neugierig begrüßten. Auf bunten Märkten staunten wir über exotische Früchte und ungekühlte übel riechende Fleisch- und Fischstände. An den Stränden tragen Fraunen große Teller mit gegrillten Langusten und Calmaren auf dem Kopf und bieten sie für 2 USD an. Lecker!

Mit dem Boot und auf dem Fahrrad besuchten wir kleine Dörfer im Dschungel. Wir lernten ein Land kennen, das sehr von den Folgen des Bürgerkrieges gezeichnet ist und wieder versucht auf die Beine zu kommen. Da die Bildungsschicht nahezu ausgelöscht war, ist die Schulbildung der Kinder ein wesentlicher Schritt zu einer neuen leistungsfähigen Gesellschaft. Um so schöner war es für uns, zu sehen wie die 20 Kinder in „unserem“ Kinderhaus aufwachsen. Sie besuchen die Schule, lernen in ihrer Freizeit Englisch, die Mädchen gehen zudem in einen Nähkurs und zwei der Jungs machen bereits eine Ausbildung. Das ältetste Mädchen studiert und ein Junge erlernt an einer weiterführenden Schule Agrarwitschaft. Wir wurden herzlich empfangen, Nele und Ole schlossen direkt Freundschaft und tobten durch die Nachbarschaft.

Unsere Spiele „Schwarzer Peter“ und „Memory“ waren total beliebt und bis in den Abend hinein spielten wir mit den Kindern, besuchten mit ihnen den Unterricht und Abends gab es zu unseren Ehren auch noch ein Festessen. Voller Energie verließen wir nach 4 Tagen das Waisenhaus. Mit neuen Plänen im Kopf, wie wir das Waisenhaus, die Englischschule und eine weitere neue Schule im Inland weiter ausbauen können, vor allem aber mit viel Liebe in unseren Herzen, die die Kinder uns engegengebracht haben, machten wir uns weiter auf den Weg zu den letzten Zielen unserer Reise.

Jennifer Glindemann [/spoiler]


Reisebericht 4: 3 Wochen bei S.C.A.O – Katharina berichtet

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Anfang Januar 2011 bin ich in Phnom Penh angekommen. Ich war gerade auf meiner Süd-Ost- Asien Reise und kam aus Bangkok mit dem Bus. Die Fahrt war im Grunde genommen kein Problem, sodass ich nach 9 Stunden die Strecke von Bangkok nach Pnomh Penh hinter mir hatte.

Ich hatte schon einen Monat vorher mit Mr. Samith Kontakt aufgenommen, um meinen Aufenthalt mit ihm abzusprechen. Als ich nun endlich in der Hauptstadt war, habe ich mir zuerst eine SIM Karte gekauft und bei S.C.A.O. angerufen. Wir haben meinen Ankunft für den nächsten Tag besprochen und ich habe mir gleich sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt.

Am nächsten Tag bin ich mit samt meinem Gepäck in ein Tuk Tuk gestiegen und zu SCAO gefahren. Freundlicherweise hat Mr. Samith dem Tuk Tuk fahrer über mein Handy erklären können wo er mich hinbringen sollte. 15 min später war ich dann auch schon an Ort und Stelle angekommen  und wurde erstmal sehr herzlich von Mr. Samith und einem anderen Volunteer begrüßt.

Ich habe mich gleich sehr wohl gefühlt, da sich alle nett um mich gekümmert haben (Wasser gereicht, Essen angeboten,…) und auch die Kinder gleich Interesse und Freude über mich gezeigt haben.

Mein Schlafplatz habe ich mir mit einem anderen Mädchen geteilt. Es war ein Doppelbett mit Mosquitonetz. Ich habe es als sehr angenehm empfunden nicht alleine im Bett schlafen zu müssen. Auf diese Weise konnte man noch die Erfahrungen von Tag austauschen und Unterhalten.Ich habe mich sehr gut mit den Volunteers verstanden.

Zuerst war en wir zu zweit. Zu Ende waren wir 7. Wir konnten uns aussuchen, ob wir bei den Kindern schlafen wollten oder in Phnom Penh bleiben wollten und nur tagsüber kommen wollten. Ich habe mich dafür entschieden bei den Kindern zu wohnen und war mit dieser Entscheidung auch vollends zufrieden.

Das Haus ist in einem top Zustand, auch wenn es nicht gerade mit deutschem Standart zu vergleichen ist. Dennoch ist es sauber und ordentlich und auch an das Badezimmer habe ich mich erstaunlich schnell gewöhnt.  Es gibt keine Dusche, sondern nur ein Wasserbecken mit Schöpfkelle. Die Toilette ist im typisch asiatischen Stil gehalten und war demetsprechend nur „ein Loch im Boden“.  Das Bad war aber immer sauber , sodass es kein Problem war.

Die Kindern, Mr. Und Mrs. Samith sind wirklich herzens gute Menschen. Ich bedaure es sehr nur 3 Wochen dagewesen zu sein. Ich habe die Zeit sehr genossen und es war eine tolle Erfahrung. Die Hauptaufgabe für uns Volunteers bestand darin beim Unterricht tatkräftig mitzuhelfen.

Es gibt 3 Unterreichtseinheiten, mit je 2 parallelen Klassen. Die Schwierigkeitsgrade variieren von Beginner (ABC Level) bis Fortgeschrittene. Ich hatte morgens meine eigene Klasse und hatte viel Spaß daran mit den Kindern zu arbeiten. Ich hatte vorher keinerlei  Erfahrung als Lehrer aber es hat hervorragend geklappt. Savandred hat mir vorher immer grob gesagt, was ich mit den Kindern machen sollte und hat mir als Übersetzer sehr geholfen. Savandred ist auch ein „Kind“ aus dem Orphanage. Er ist 20 und unterrichtet wenn keine Volunteers da sind.

Nachmittags habe ich dann immer in Srey Lats Klasse geholfen und mit einer kleinen Gruppe (4-6Kinder im Alter von 5-15 Jahre) das ABC gelernt. Es hat viel Spaß gemacht, auch wenn es des öfteres Kommunikationsprobleme  zwischen ihnen und mir, als nicht-Khmer sprechende Lehrerin,  gab.  Mir war jedoch enorm geholfen, also ich mir ein paar kleine Sätze auf Khmer gemerkt hatte und somit mich Ihnen „verständlich“ machen konnte.

Abends habe ich mit den anderen Volunteers in der Klasse für Fortgeschrittene geholfen, mit denen man jeden Abend ein anderes inhaltliches Thema behandelt hat. Es hat sehr viel Spaß gemacht in dieser Klasse aktiv zu sein, da man sich mit Ihnen richtig verständigen konnte. Samstags ist regelmäßig „Conversation Class“. Hier wird der Fokus aufs Sprechen gelegt und man sitzt in kleinen Gruppen und unterhält sich mit den Kindern/Erwachsenen. Auf diese Weise habe ich immer viel von ihnen erfahren. Es war sehr interessant, nicht nur für mich sondern auch für sie.

Zwischen den Stunden haben wir uns meistens im Center( Orphanage) aufgehalten. Es ist ungefähr 2 min von der SCAO Schule entfernt, die von allen Kindern aus dem Orphanage besucht wird und hauptsächlich von den Leuten aus dem Dorf. Ich habe mit den Kinden gespielt, ihnen beim Fussball zugeschaut (da ich mich leider selbst beim Fussballspieler als Niete outen musste) und zusammen mit anderen Volunteers die „dance class“ gegeben. Es hat viel Spaß gemacht, da man in der Freizeit die Kinder besonders gut kennenlernen konnte und noch eine engere Beziehung aufbauen konnte.  Wir haben auch manchmal bei Küchenarbeiten geholfen, auch wenn dies nicht zu unseren Aufgaben gehörte, war es immer sehr interessant Früchte und Gemüse kennenzulernen, welches ich bis dahin noch nicht kannte.

Mit den Kindern wurde man innerhalb kurzer Zeit sehr vetraut. Die Kleinen haben einen sehr schnell ins Herz geschlossen und auch die älteren haben großes Interesse gezeigt einen näher kennenzulernen. Wir  sind einmal in Phnom Penh abends was trinken gegangen, was mir großen Spaß gemacht hat. Zum einen war  es schön die Jungs und Srey Lat mal außerhalb von SCAO kennenzulernen und zum anderen war es auch für mich mal schön Phnom Penh mal abends zu erleben.

Ich habe die 3 Wochen wirklich sehr genossen und werde SCAO auf jedenfall wieder besuchen. Auch wenn es vielleicht für den ein oder anderen etwas exotisch und zu aufregend klingen mag nach Kambodscha zum Volunteering zu gehen, ist es für deutsche Mägen und Bedürfnisse gut zu bewältigen. Ich selbst habe  meine Bedenken gehabt, ob es nicht zu sehr von den Standards abweicht, die man gewöhnt ist. Es ist zwar anderes und vielleicht provisorischer, aber am Ende des Tages mangelt es einem an nichts und man vermisst nichts.Ist man neuen Sachen gegenüber offen und ein wenig tolerant, dann bin ich mir sicher, dass man eine wundervolle Zeit haben wird. Für mich war es eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

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Reisebericht 3: „Ta Chu Trang Na“ oder Als Physiotherapeut in einem kambodschanischen Kinderhaus

(Reisebericht von Tina Gärtner und Bernhard Voss)

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Es ist heiß.

38 Grad im Schatten.

Der Schweiß hört nicht auf zu tropfen.

Die Sonne brennt auf das Blechdach. Obwohl der „Behandlungsraum“ rundherum offen ist, bringt die leichte Brise vom Land nur wenig Erleichterung. Unter der Behandlungsbank schläft ein Hund, am Kopfende sind drei Mopeds geparkt, so dass ich nur schwer meine Position wechseln kann. Am Fußende spielen Chin Long und Lee Mai (beide wohnen hier im Kinderhaus) fangen oder so etwas ähnliches. Zumindest wirkt das Spiel wie die kambodschanische Variante von „Fang mich und versuch, wenn möglich, dabei gegen die Bank des großen weißen Therapeuten zu stoßen, während ich ihm den Stuhl klaue“. Das Spiel scheint den beiden eine Menge Freude zu bereiten. Nur drei Meter hinter meinem Rücken wiederholt die ABC- Class gefüllt mit etwa zehn Erst- und Zweitklässlern gefühlt zum zehnten Mal lautstark das ABC.

Äh, Bii, Cii, Dii, Iii, Äff, Dschii……

Links einen Meter neben mir sitzen so an die acht Patientinnen, die alle auf einmal zur Behandlung gekommen sind und scheinbar ganz viel Wartezeit mitgebracht haben. Eine von ihnen fasst nebenbei interessiert an meine linke Wade.

Es ist wirklich ungewöhnlich und anstrengend warm. Die Luft scheint manchmal zum Schneiden dick. So viele Patienten zur gleichen Zeit, die selbst mit der Info, dass es lange dauern wird, bis sie mit ihrer Behandlung drankommen und deshalb doch später wiederkommen sollen, voller Geduld und Selbstverständlichkeit ausharren und wie auf dem Markt miteinander plaudern… ich merke, wie hitzegeplagt ich bin und gleichzeitig versuche, ihre Gelassenheit, was Zeit betrifft, zu adaptieren. So ein Terminplan hat schon auch was… und mir ist im selbem Moment  klar, dass wir das hier nicht umsetzen können. Die Hitze setzt mir immer mehr zu. Ich sehe, wie auch Bernhard sich ständig durch sein Gesicht wischt, um nicht auf die Patienten zu tropfen. Wir arbeiten in den „Ansturmzeiten“ nicht gemeinsam an einer Bank, sondern „um „Zeit zu sparen“ parallel.  Manche Patienten schauen während der Behandlung verwundert zu mir hoch und finden meine Hautfarbe fremd und scheinbar schön zugleich, sofern ich das richtig verstehe. „Ausgefeilten  Grifftechniken“ und komplexe Erklärungen sind hier nicht die Fragen in den Augen der Patienten- eher ein „mach ruhig, was auch immer das ist?!“. Sicher ist es schon ungewöhnlich und seltsam genug, dass wir überhaupt hier sind. Andere hingegen legen vor allem ihren Körper auf die Bank, lassen sich weder von mir noch von meiner Behandlung stören und sind vor allem in dem Schwatz mit den restlichen Wartenden verwickelt… nichtsahnend, was unter den Khmer wohl heute Tagesthema ist.

Ohne Terminplan zu arbeiten, heißt, auch die Frage zu beantworten, wann denn eigentlich Pause ist, volles „Wartezimmer“ hin oder her. Pause machen? Jetzt? Zwischendurch was essen? Wie lange geht’s heute? Ich merke, wie aus dem Projekt „in Kambodscha arbeiten“ neben veränderten Körperspannungen, kulturellen Unterschieden und sprachlichen Barrieren auch noch scheinbare Normalitäten aus meinem sonstigen Alltag hier nicht so anzuwenden sind- wir haben nicht nur eine Behandlungsbank aus Holz gebaut. Wir basteln auch an einem komplett neuen Rahmen, wie westliche Therapiekonzepte hier umzusetzen möglich ist. So wird während ich mich schmunzelnd den neugierigen Blicken der Patienten stelle, aus dem „Projekt Kambodscha“ ein Abenteuer.

Die Köchin, die den Reis vorbereitet, schaut gebannt vom offenen Feuer der Küche zu mir herüber. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Heute gibt’s Reis.

Gestern gab es auch Reis.

Vorgestern auch.

Zum Frühstück und zum Mittagessen gibt es Reis. Nur abends gibt’s dann zur Abwechslung mal Reis. Ich lächele zurück, was zur Folge hat, dass aus meinem Gesicht der nächste Schweißtropfen auf meine Patientin tropft.

Bei jedem weiteren meiner Griffe fällt mindestens ein weiterer Schweißtropfen auf die ältere etwa sechzigjährige Dame mit einer Retropatellararthrose, die ich in dieser Form noch nie palpiert habe. Jede Bewegung des Knies tut ihr weh und auch der leichteste Palpationsdruck bringt ihr undurchschaubares Lächeln fast unmittelbar zum Verschwinden.

In Deutschland wäre sie sicher schon vor Jahren operiert worden, hier aber, in den Dörfern von Phnom Penhs nördlichen Außenbezirken gibt es so gut wie keine medizinische Versorgung für die Landbevölkerung. Und falls doch, dann ist sie unbezahlbar. Meine Patientin lächelt jetzt wieder tapfer mit den vom Bethelsaft rot gefärbten Zähnen oder dem was davon übrig geblieben ist. Das Lächeln scheint allgegenwärtig zu sein in diesem Land. Kambodschas, ein Land des Krieges das immerzu lächelt.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich es bereits aufgegeben hinter die scheinbar freundlichen Gesichter schauen zu wollen. Für psychologische Betrachtungen ist es im Moment sowieso zu heiß und SEE (Somato-Emotionale Entspannung) scheint zweihundert Lichtjahre entfernt. Ich lege vorsichtig meine Hände ums Knie herum und versuche die umgebenden Gewebe zu entspannen. Einen direkten Griff aufs Knie halten die Gewebe einfach nicht aus. Die namenlose Patientin schaut mich interessiert an, schaut dann verlegen zu ihrer Nachbarin, die sie wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen mitgebracht hat.

Lockerlassen heißt in Khmer „Domreb clun“.

„Domreb clun“ sag` ich, was dazu führt, dass meine Patientin spontan noch kräftiger anspannt. Gleich darauf verzieht sie -wie nicht anders zu erwarten- schmerzhaft ihr Gesicht. ´Na super`, denke ich und beschließe an meiner Aussprache zu arbeiten.

Die Köchin lächelt mir immer noch zu.

Es gibt Reis.

Die Hitze ist allgegenwärtig und eines steht fest:

Es gibt keine Physiotherapie in Kambodscha.

Reis, schon wieder Reis.

Nach dem Arbeiten mit den Patienten bei Durchschnittstemperaturen von etwa 35 Grad im Schatten ist es eine Freude, zwischendurch von einem der Kids in einem Blechbecher serviertes kühles Wasser aus dem Kühlschrank zu bekommen. Kühles Wasser- wie wunderbar. Und dann gibt es Reis zum Essen. Irgendwie scheint das meinem Körper nicht zu reichen- hier vor Ort gibt’s jetzt nun mal keine andere Alternative, doch wenn ich am Essenstisch dem Vater des Hauses strahlend erzähle, gestern Abend in der Stadt Pasta gegessen zu haben, macht er ein sorgenvolles Gesicht.

Ich versuche ihm zu erklären, dass sein Essen hier im SCAO auch ganz lecker ist- doch mein Körper dann und wann auch mal was „westliches“ braucht und Reismengen in dieser Frequenz einfach nicht gewohnt ist. Er guckt mich immer noch sorgenvoll an, beginnt plötzlich zu lächeln und bringt mir dann einen extra Teller Dragonfruit, von dem er weiß, dass ich es liebe. Mich über die freundliche Geste freuend dreh ich eine Runde bei den Kids, die die Leidenschaft für kambodschanische Früchte mit mir teilen… und vielleicht esse ich morgen in der Stadt „heimlich“ ein Sandwich.. 

Das SCAO 

Wieso Kambodscha?

Es war schon immer mein Traum gewesen in Südostasien Kinder zu behandeln. Also haben wir recht lange gesucht, von Sri Lanka bis zu den Philippinen. Einige Organisationen wollten schlicht nur Geld, andere machten das Angebot, doch mindestens für ein Jahr vorbeizukommen, wieder andere verlangten für unsere Mithilfe Geld (ja, das haben Sie richtig gelesen). Nach langer Suche tauchte plötzlich die unscheinbare und einfach gestaltete Internetseite

www.kinderhilfe-in-kambodscha.org auf.

Wir hatten nach zehn Minuten Antwort von Jennifer Glindemann, die das SCAO (Save poor Children in Asia Organisation) in Deutschland vertritt. Am nächsten Tag schrieb Andre Struve zurück, der vor Ort lebt, als Anwalt an der Uni von Phnom Penh internationales Recht lehrt und das SCAO auch als Volontär 2007 besucht hat und nun mit Mr. Samith, der das Haus gemeinsam mit seiner Frau leitet, weiter das Projekt unterstützt. Wir waren mit all unseren Fähigkeiten herzlich willkommen und vor allem eingeladen, eigene Projekte selbstverantwortlich zu kreieren. Eine Woche später hatten wir den Flug gebucht.

Das SCAO befindet sich etwa 9 km nördlich von Phnom Penh und ist bequem mit dem Tuk-Tuk (Dreiradtaxi) für drei Dollar zu erreichen.

Zurzeit leben dort 19 Kindern, die zum Teil Waisen oder Halbwaisen sind. Alle Altersgruppen sind vertreten von 18 Monaten bis 19 Jahren. Alle sind dankbar und froh bei Mr. Samith und seiner Frau in dessen Haus untergekommen zu sein. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass ihre Elternteile sie nicht versorgen können und dass ein Leben im Slum oder bestenfalls auf den Reisfeldern vorprogrammiert wäre. Alle Kids sprechen mehr oder weniger Englisch. Jeder hilft hier jedem und in drei bzw. sechs Wochen unseres Aufenthalts haben wir keinen ernsthaften Streit beobachtet. Alle Kinder sind gesund, will heißen, dass sie nicht mit HIV infiziert sind. Das ganze Haus strahlt eine freundliche, internationale Atmosphäre aus, da immer neue Volontäre aus allen Ländern der westlichen Welt dort ankommen und entsprechend ihrer Fähigkeiten das SCAO unterstützen. Sei es, dass einige mithelfen an dem Schulgebäude zu bauen, sei es, dass sie einfach mit den Kindern spielen, sei es, dass sie wie die meisten Englisch in den verschiedenen Klassen unterrichten, die viermal am Tag nicht nur für die Kinder des Hauses stattfinden. Auf dem Grundstück neben dem Haus, in dem die Kinder leben, steht eine einfache selbstgebaute Schule, ein Dach, getragen von acht Holzpfosten, zu den Seiten offen, ausgestattet mit einer Tafel und einfachen selbstgebauten Bänken, die etwa 30 Schüler aufnehmen können. Am Tag werden so an die hundert Schüler, die sich aus den Kids des SCAO und den Kindern der umliegenden Dörfer rekrutieren, kostenlos in Englisch unterrichtet.

Das SCAO benötigt im Jahr etwa 20 000 Dollar, um die Kinder mit Essen, Kleidung, Medikamenten, falls nötig und Unterrichtsmaterialien zu versorgen und trägt sich durch den unerschütterlichen Optimismus von Mr. Samith und den Aquisefähigkeiten von Andre Struve.

Bei den wöchentlichen Meetings mit Andre Struve und Mr. Samith, werden die vergangene und die folgende Woche besprochen. Es ist schön zu sehen, dass die beiden eine gute Aufgabenverteilung haben.- Andre, der Kopf und Mr. Samith, das Herz. Mr. Samith ist wirklich der Vater für alle- für die Kids im Haus, aber auch für die Schüler der umliegenden Dörfer in den Englischklasse, manchmal sogar für junge Volunteers.

Je nach Erfahrung werden die Kinder in die Klassen „Let´s go 1“ bis „Let´s go 6“ eingeteilt.

Jeder neue Schüler bekommt vom SCAO ein Schreibheft und einen Stift, um das ABC notieren zu können. Mit seinem Lächeln ist Mr. Samith immerzu herzlich präsent.

 Andre Struves Kraft des Weitblickes und der Kontinuität äußert sich im Großen wie im Kleinen. Seitdem er das SCAO kennt, gibt es keine Woche, in der er es in seinem vollem beruflichen und privaten Plan nicht möglich macht, vorbeizukommen, Probleme zu besprechen, Pläne zu schmieden und Lösungen zu finden und natürlich nach den Kindern zu sehen.

Wenn neue Texte oder Veranstaltungen für die Website benötigt werden, wird er kreativ.

Stehen größere Entscheidungen wie ein zweites SCAO im nächsten Jahr an, ist sein kühler Kopf gefragt.

So wurden in meiner Zeit im SCAO in der fünften Woche plötzlich die Volunteers knapp. Also ziehe ich, ausgestattet mit SCAO Flyern und T-Shirt gemeinsam mit Andre nach Phnom Penh, um unter den Touristen  erneut interessierte Reisende zu finden und für des Projekt, wenn auch manchmal nur für wenige Tage, zu werben…

So verbinden sich Andres westliche Tatkraft und Mr. Samiths südostasiatische Kultur im SCAO zu einer stimmigen Kombination aus Kopf und Herz.

Volontärinnen können gemeinsam unter sehr einfachen Umständen in einem Zimmer mit im Haus übernachten, Männer schlafen draußen in einer Hütte neben der Schule, da es durchaus nicht selten als Kinderhaus getarnte Kinderbordelle in Kambodscha gibt. Übernachtung incl. Vollverpflegung mit –genau- Reis und Gemüse und herrlich kühlem Wasser aus dem neuen Kühlschrank (unbezahlbar!) kostet am Tag fünf Dollar. Das Ziel des SCAO ist es, chancenlosen Kindern das Überleben und eine Ausbildung zu ermöglichen. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet hier, dass die Älteren, die bereits eine Ausbildung begonnen haben, ihre Fähigkeiten an die jüngeren Kinder weitergeben. So existiert bereits ein „Sewing Project“ in dem einige Mädchen nähen lernen, ein „Computer Project“ ist in Entwicklung, an dem einige Kinder Basics von Computerbedienung lernen sollen. Weiter Projekte sind in Planung.

Ein Projekt könnte in Zukunft

„The Cranio-Sacral Project“ oder “The treatment Project” heißen.

Klingt doch interessant, oder?

„Ta chu trang na“

Es gibt keine Physiotherapie in Kambodscha. Der Begriff lässt sich auch nicht in Khmer (Landessprache) übersetzen, weil er in Khmer einfach nicht existiert.

Die Khmer auf dem Land kennen „Khmer Massage“, eine recht unspezifische Allroundmassage, die sicher nicht symptomspezifisch ist. Wir wollen etwas anderes versuchen.

Ta ch trang na? Wo tut`s weh?

Der Patient deutet auf seine rechte Schulter, zeigt dann auf seinen rechten Nacken, schließlich kreist sein linker Zeigefinger vor seinem rechten Ohr. Tinitus? Schwindel? Ohrenschmerzen? Vielleicht zeigt er mir auch einfach nur einen Vogel? Letzteres schließe ich nach kurzem Zögern einfach mal aus.

Die Anamnese gestaltet sich sowieso schwierig und nach einiger Zeit verzichte ich ganz darauf. Wozu unterrichte ich schließlich seit Jahren, sich wirklich voll und ganz auf die Weisheit der Hände zu verlassen, wenn ich es jetzt nicht tue.

„There is no limit in listening.“ sagt Barall.

Recht hat her.

Von „evidence based“ kann hier auch (Gott sei Dank?) nicht die Rede sein. Das hier ist Neuland. Komplett. Für mich und für die Patienten gleichermaßen. Es gibt keine Erfahrungswerte, wie diese Patienten auf die Therapie reagieren. Nachdem sie daran gewöhnt sind, dass ein Westler sie anfasst und bewegt, fällt bei mir und den Patienten schließlich der Groschen. Kulturelle Tabus haben ab jetzt nur eine begrenzte Gültigkeit in den Behandlungen. Ich behandle einfach los und höre auf mit der ganzen traditionellen Rücksichtnahme. Nicht den Kopf berühren? Da wird Craniosacrale Therapie etwas schwierig. Je selbstverständlicher ich fasse, desto vertrauter wird der Ablauf. CSR, Motilitäten, Entwirren und Listening, viszerale Mobilisationen wechseln sich fließend mit Massagegriffen und manueller Therapie ab. Sehr beliebt und spontane Erheiterung auslösend sind die Recoils.

Nach erstem völligem Erstarren verwandelt sich das Dauerlächeln meines Patienten, der mir den „Vogel“ gezeigt hat in ein breites Grinsen.

Wir haben Kontakt und da er sowieso kein Englisch spricht, bin ich dazu übergangen, deutsch mit ihm zu reden und zwischendurch eloquent zu erklären, was ich da gerade so mache.

Freundliches Nicken und das Lächeln sind die Antwort. Wir haben Kontakt. Wir verstehen uns.

Worte sind Brücken, Berührung Leben.

Mein, einem Mantra gleich, am Tag sicher einige Hundert mal wiederholtes „domreb clun, domreb clun“ (Lockerlassen!) wird jetzt in Intensität und Häufigkeit weniger. Die erste große Skepsis ist auf beiden Seiten vergessen und ich beginne so ziemlich jede Faszie im Körper umzudrehen, die mir möglich und sinnvoll erscheint. Einige Patienten lassen sogar schon mal richtig locker, noch weniger schließen zum ersten Mal die Augen und vertrauen, die wenigsten genießen. Es geht dennoch voran. Ich fühle mich erinnert an meine ersten Tage in der damals noch Krankengymnastik genannten Ausbildung. Dieser magische Moment, als die ersten selbstständig behandelten Patienten wiederkommen zur zweiten Behandlung. Dann die bange Frage? Ist es besser geworden? Konnte es/ich helfen? Bange Momente aus längst vergangener Zeit erwachen wieder zum Leben. Dann ein Lächeln und ein Kind das gerade neben der Bank steht und übersetzt: sagt: „Better he say. This night he sleep he say First time. Since long.“

Am darauf folgenden Tag sehe den gleichen Patienten erneut. Wir hatten ja auch keinen Termin vereinbart, also kommt er zur gleichen Zeit einfach wieder. Er hat eine 1,5l Flasche Wasser mitgebracht. Die kostet siebzig Cent. Ein Vermögen also.

„Akun. Akun shran“ sagt er dann.

Danke heißt das. Vielen Dank.

Ich verneige mich innerlich bis zum staubigen Boden und stammle auf Deutsch, weil Englisch ja sowieso nicht geht:

„Das wär doch nicht nötig gewesen“.

Er schaut mich für einen endlosen Moment einfach nur an, wir beide wissen in diesem Augenblick, dass ich gerade etwas schrecklich Dummes gesagt habe.

Es gibt keine Physiotherapie in Kambodscha?

Jetzt gibt es sie.

Back to the roots… Beim Arbeiten an der Behandlungsbank bin ich überrascht, wie sehr wir auf „altes Wissen“ zurückgreifen. Plötzlich sind simple Dehnungen wieder angesagt, Manuelle Therapie bekommt eine andere Notwendigkeit. Ich bin überrascht, welche „Behandlungsklassiker“ hier Anwendung finden.

 Wenn ich zu Bernhard rüberblinzele, sehe ich auch bei ihm Techniken, die aussehen wie streng nach Lehrbuch. Bei manchen wirklich festen Bäuchen der Patienten, frage ich ihn, ob er „nicht mal eben“ die Leber „freischaufeln“ kann. Hingegen genieße ich den Frauenbonus, leichter am Becken der Patientinnen arbeiten zu können…

Ich bin überrascht, dass sich Körper in einem anderen Kontinent so anders anfühlen können. Da bekommt „Spannung“ für mich noch mal eine ganz andere Bedeutung.

Wieder höre ich Bernhard ausführlich erklären- welchen Sprachen ihm auch immer zur Verfügung stehen- was für Ketten und Verbindungen es im Körper gibt- und ich schmunzele. In den Blicken der Zuhörer glaube ich zu sehen, dass sie zumindest verstehen, dass so ein Körper sehr komplex ist und der große Deutsche sich da was dabei denkt, bei dem, was er tut.

Behandlungserfahrungen

Kambodschaner, besser: Khmer sind auch nur Menschen. Wir haben Erwachsene und Kinder behandelt, wobei der Schwerpunkt bei den Erwachsenen lag. Insbesondere die Kinder des SCAO brauchten nur bedingt unsere Hilfe, meistens waren es Kopf- oder Rückenschmerzen. Insbesondere Trauer wird scheinbar gern als Kopfschmerz getarnt. Es hat mindestens zwei Wochen gedauert bis ein, zwei der Kids auf uns zugekommen sind und behandelt werden wollten. Wir haben in der ersten Zeit durchschnittlich 14 Behandlungen pro Tag durchgeführt. Die überwiegend Mehrzahl der Patienten waren Frauen aus den umliegenden Dörfern (viele der älteren Männer sind im Krieg gestorben), fast alle hatten ein festes Zwerchfell, der thorakolumbale Übergang war häufig immobil, genauso wie Co-C1. Erst nach einigen Tagen und einigen Nachfragen wurde uns klar, dass die meisten unserer Patienten schon einige Male an Malaria erkrankt waren, was zumindest zum Teil die feste Leber und hochgespannten Oberbauchorgane erklären könnte. Die am häufigsten genannten Beschwerden waren Rückenschmerzen, gefolgt von Schulter- und Nackenschmerzen in Kombination mit Kopfschmerzen und Schwindel. Das am häufigsten als schmerzhaft beschriebene Organ war der Magen. Nicht selten haben wir beim Entwirren die Hände wieder vom Gewebe genommen, weil wir, natürlich rein subjektiv, das Gefühl hatten, das einige Türen besser geschlossen bleiben sollten. In vielen Patienten, die über vierzig waren, haben wir manchmal ein geradezu unmenschliches Grauen gespürt. Der Krieg gefolgt von den Massakern der roten Khmer scheint zumindest noch in den Zellen der älteren Patienten weiterzuleben.

In den meisten Fällen konnten wir sicher Beschwerden erleichtern, in einigen Fällen schwerster Arthrose waren wir schlicht hilflos.

Angefangen von über manuelle Therapie über viszeraler Mobilisationen bis hin zu CranioSacraler Therapie und gering auch SEE wurden alle Interventionen letztlich positiv aufgenommen und führten meist zu Linderung der Beschwerden.

Liap

Liap ist 10 Jahre alt, Halbwaise, lebt im SCAO  und würde in Deutschland als hyperaktiv mit Diagnose ADS oder ähnlich gelten. Seine Form Kontakt aufzunehmen, besteht darin, dass er seinen Gegenüber zur Begrüßung und auch danach erst einmal haut oder tritt und die Finger umdreht.

Kurz: Ich mochte ihn auf Anhieb.

Nach zwei Wochen Aufenthalt in SCAO näherte er sich interessiert der Behandlungsbank und trat mir während ich behandelte gegen das Schienbein. Ich wertete das als Wunsch behandelt zu werden.

Und schwupps, so schnell wie er aufgetaucht war, war er auch schon wieder verschwunden.

Später am Abend in der Fortgeschrittenklasse saß er plötzlich, mit einem kräftigen Rums auf meinem Schoß und zog an meinen Ohren. Ich hatte in diesem Moment die Chance mir seinen Schädel zu schnappen, der wie erwartet hart wie eine Bowlingkugel war. Ich begann mit anterior-posteriorem Druck wie gelernt in Stefans „Cranialer Manipulation“ und steigerte den Druck kontinuierlich. Nach und nach begann sich Liap nun in meine Hände zu entspannen und nicht nur sein Kopf begann sich anzulehnen. Nach etwa zehn Minuten intermittierender Kompression war der Neuralschädel deutlich weicher und Liap schien auf meinem Schoss eingeschlafen zu sein schien.

Kaum hatte ich das Gefühl, das es fürs erste Mal genug sein sollte, sprang er auch schon auf und verschwand. Kurz darauf begann vor rotem Abendhimmelhintergrund der Unterricht und Liap erschien wie aus dem Nichts und setzte sich in seine Bank. Ich setzte mich neben ihn, weil ich gespannt war, ob die kurze Intervention schon Wirkung zeigen würde.

Als der Unterricht begann, drehte er plötzlich den Kopf, schob mir seinen Stift und sein Heft zu mir rüber und fragte: „Can you draw me a family? A mother and a father?“

(Kannst du mir eine Familie zeichnen? Eine Mutter und einen Vater?).

Ich musste für einen Moment zur Seite blicken.

Eine Vision

Hilfe zur Selbsthilfe im SCAO.

Vielleicht ist es möglich über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten eine/n der Bewohner des SCAO in körpertherapeutischen Behandeln auszubilden. Dies würde zunächst Schulung in anatomischen Basics des Bewegungsapparates

und der inneren Organe beinhalten, Grundzüge von Krankheitslehre, Massage, des weiteren einfache viscerale, craniosacrale und manualtherapeutische Grifftechniken.

Anwendung an den Patienten wäre der nächste Schritt in Verbindung mit Supervision.

Auf der Frage, wie es denn jetzt in Kambodscha war, darauf gibt es in mir viele Antworten. Soviel ist klar:  Wachstumsfördernd. Intensiv. Herausfordernd. Andersartig. Bereichernd.

Die Schulung könnte dort vor Ort geschehen oder aber hier in Deutschland. Sollte die Ausbildung in Kambodscha stattfinden, könnten sich einige Kollegen/innen die Ausbildung aufteilen und vielleicht monatsweise im Modulsystem nacheinander vor Ort sein, um eine gewisse Kontinuität der Ausbildung zu gewährleisten.

Der/die Ausgebildete könnte dann mit ihren/seinen neu erlernten Fähigkeiten seinen Lebensunterhalt verdienen und sie gleichzeitig an die jüngeren Bewohner des SCAO weitergeben.

Das ist die Vision.

Alle Kollegen/innen sind eingeladen, einfach nur eine gewisse Zeit vor Ort zu verbringen, zu behandeln, englisch zu unterrichten, eigene Ideen zu entwickeln, mit den Kindern zu spielen und tiefer einzutauchen in die verborgene Mystik Indochinas.

Es lohnt sich.

Tina Gärtner, Bernhard Voss

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Reisebericht 2: Besuch bei S.C.A.O.

(Reisebericht von Denise Pankalla)

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Nachdem ich in Phnom Penh durch einen Flyer von der S.C.A.O. erfahren hatte, verbrachte ich dort im September 2009 zwei Wochen als Volontär. In dieser Zeit unterrichtete ich Englisch, übte Lesen mit den Kindern, spielte Spiele mit ihnen und las ihnen Geschichten vor. Die Kinder hatten dadurch viel Gelegenheit, ihre Englischkenntnisse anzuwenden. Die Kinder sind sehr lernwillig, neugierig, aufgeweckt, fröhlich und freundlich. Man schliesst sich schnell gegenseitig ins Herz, besonders wenn man als Volontär mit im Haus wohnt und so den ganzen Tag mit den Kindern verbringt.
Ich habe diese Zeit sehr genossen, weil man sonst als Tourist selten die Möglichkeit bekommt, so am alltäglichen Leben der Kambodschaner teilzunehmen. Was mich an dem Projekt auch besonders überzeugt, ist der fehlende bürokratische Apparat, der bei grösseren Organisationen oft viel Spendengeld verschlingt. Ich hoffe, dass ich bald wiederkehren kann!

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 Reisebericht 1: Kambodscha???

(Reisebericht von Robert Engels, Gründungsmitglied Kinderhilfe in Kambodscha e.V.)

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Warum denn gerade Kambodscha dachte ich mir, als mir mein alter Freund Andre Struve mitteilte, er würde sich nun in Phnom Penh befinden, um eine Zeit lang in einem örtlichen Waisenhaus als freiwilliger Englisch Lehrer zu arbeiten. Ich kannte nur Dokumentationen über die Schreckensherrschaft der Roten Khmer und eindrucksvolle Fotografien der Ankor Wat Tempel.

Einige Monate später stand ich auf einer2 Meterhohen Mauer, die über ein überflutetes Teil des Grundstückes zu eben diesem Waisenhaus führte, und fragte mich nun, warum ich mich dazu entschlossen hatte, Andre zusammen mit meinem spanischen Reisegefährten Jordi Miracle in seiner neuen Wahlheimat zu besuchen. Aber alle Zweifel, Höhenängste und die Furcht, in das schmutzigbraune Wasser zu fallen, waren fünf Minuten später vergessen, als ich in die lachenden Gesichter der 15 Kinder, die in der gemeinnützigen Organisation S.C.A.O. unter der Leitung des Kambodschaners Mr. Samit Obhut gefunden haben, schaute und neugierige Fragen wie „Where do you come from“ und „Are you a friend of Mr. Struve“ um mich herum schwirrten.

In den nächsten Stunden lernten wir die Organisation kennen und wurden über die Zustände in Kambodscha aufgeklärt, so z.B. über die hoffnungslose Perspektive des Landes aufgrund der fehlenden Bildungsschicht, die fast vollständig von den Roten Khmer ausgelöscht wurde. Auch die Tatsache, dass die Schüler an staatlichen Schulen den Lehrer vor Unterrichtsbeginn Bargeld geben müssen, da diese einen Monatslohn von 30 EUR erhalten, erschreckte uns. Der Umstand, dass die kambodschanische Regierung so gut wie keinerlei soziale Unterstützung an die Ärmsten der Armen verteilt, und dass unzählige Freiwillige im ganzen Land bemüht sind, vor allem Kindern durch die Versorgung mit dem Lebensnotwenigen und ihrem Einsatz als Englisch Lehrer eine Perspektive für ihr Leben zu geben, damit dieses nicht in Prostitution, Betteln und Kriminalität endet, war ohnehin offensichtlich.

Diese Bemühungen der freiwilligen Helfer erlebten wir hautnah vor Ort. So waren durch die Hochwasser der letzten Wochen große Teile des Waisenhauses der S.C.A.O. überschwemmt und einige der Kinder waren dadurch, dass sie mehrfach in das schmutzige Wasser gefallen waren, erkrankt. Als Sofortmaßnahme hatten Helfer eine Art Unterstand errichtet, um den Englisch Unterricht, den Kinder aus der ganzen Nachbarschaft des ca.8 kmaußerhalb der Hauptstadt Phnom Penh gelegenen Stadtviertels, besuchten, aufrecht erhalten zu können. Leider waren keinen Geldmittel vorhanden, um die Materialien zu bezahlen, da die eingehenden Spenden bereits vollständig für die Lebensmittel und die Medikamente der erkrankten Kinder ausgegeben worden waren, so dass nur die Eigenfinanzierung durch die freiwilligen Helfer den Schulbesuch gewährleisten konnte.

Die Frage „Warum Kambodscha“ stellte sich für uns in den nächsten Wochen während der weiteren Reise nicht mehr. Wir fassten den Entschluß, eine unbürokratische, effektive, direkte Unterstützung für diese wunderbare, trotz der schrecklichen jüngeren Geschichte immer freundliche und neugierige Bevölkerung Kambodschas sein zu wollen. Und als ich zweifelte, welche Verbesserungen ich als einzelne Person für ein Land erreichen könnte, in dem wir plötzlich an jeder Ecke bedürftige Menschen entdeckten, erinnerte sich Jordi Miracle an folgende Erzählung:

Zwei Männer, ein älterer und ein jüngerer, spazierten an einem Strand entlang, als plötzlich alle Sterne vom Himmel in das Meer fielen und im Begriff waren, zu ertrinken. Bestürzt sagte der ältere Mann „Wir müssen sie retten“ woraufhin der jüngere Mann antwortete „Es sind zu viele, und wir sind nur zu zweit. Es ist unmöglich sie alle zu retten“. Daraufhin ging der ältere Mann in das Meer, nahm einen Stern heraus, legte ihn auf den Sand und sagte: „Diesen hier habe ich schon gerettet!“

Wir wollten nicht wie der jüngere Mann sein und gründeten nach unserer Rückkehr aus Kambodscha in Spanien die Asociación „Estrellas de Camboya“ und in Deutschland unter Mithilfe von Jennifer Glindemann den gemeinnützigen Verein „Kinderhilfe in Kambodscha e.V.“.

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Ich bin ein Textbereich.

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